Es gibt Menschen, die grundsätzlich zuversichtlich in ihre Zukunft blicken. Ihre Haltung gegenüber z.B. ihren Mitmenschen ist durch Vertrauen gekennzeichnet. Sie gehen also vergleichsweise offen und unvoreingenommen auf diese zu. Ein hoher innerer Antrieb motiviert sie und sie sind im „Fluss des Lebens“, wie man so schön sagt. Wenn etwas nicht so recht gelingen mag, nennen sie dies nicht direkt eine Niederlage. Situationen werden dann eher aus wohlwollender Distanz betrachtet und es wird überlegt, wie die ganze Sache doch noch zu einer „spannenden Erfahrung“ wird.
Erkennen Sie sich wieder? Oder gehören sie zu der Gruppe, die diese Menschen, die von den Göttern begünstigten nennen. Scherz beiseite: Eins ist klar: Eine solche Haltung ist nicht nur im Privatleben, sondern insbesondere auch beim Karriereaufbau sehr hilfreich und damit eine Aufstiegskompetenz.
Aber ist diese Gunst wirklich von den Göttern mitgegeben?
Verschiedene wissenschaftliche Ansätze aus der Hirnforschung lehren uns, dass soziale Erfahrungen unser gesamtes Leben prägen. Es ist nicht allein die genetische Disposition, die für unsere Persönlichkeit verantwortlich ist.
Was haben ein gelungener Karriereaufbau und eine gesunde Fehlerkultur gemeinsam?
Der Antrieb, der uns als Kind ausmachte und uns erwog, alles auszuprobieren und zu erfahren, dauert bis weit ins Erwachsenenleben, wenn das Kind ein Umfeld besaß, in dem es positiv wahrgenommen wurde und ermutigt und unterstützt wurde.
Das Gefühl, gehalten zu werden, verschiedene Erfahrungen machen zu dürfen, richtig zu sein, auch wenn Fehler passieren, führt zu einer positiven Grundhaltung dem Leben gegenüber, die uns Menschen ein Leben lang prägt.
Diese positive Grundhaltung kann z.B. dazu führen, sich später in verschiedenen Lebenssituationen gut zurecht zu finden. Und das Leben mit einer gewissen Gelassenheit zu betrachten.
Gelassenheit!
Aber warum geschieht das? Wie werden diese Dispositionen nun von der Hirnforschung erklärt? Und was können wir hieraus für unseren Karriereaufbau lernen?
Mit den ersten kindlichen Erfahrungen, welche mit Gefühlen verbunden sind, entstehen Netzwerke im Gehirn. Diese entstandene Struktur im Gehirn prägt die grundsätzliche Haltung eines Menschen. Und es ist genau diese Haltung, die bestimmt, was uns innerlich bewegt und wie wir z.B. auf Hindernisse im Leben oder im Berufsalltag auf andere reagieren.
Wenn ein Kind bspw. immer zurückgesetzt wird und es wenig Möglichkeit zur Gestaltung und Entfaltung hat, wird es sicherlich ängstlicher und verunsicherter sein als andere Kinder. Es schaut dann, was oder wie andere agieren. Es vergleicht vielleicht oder sichert sich erst ab, bevor es Eigeninitiative zeigt. Veränderung von außen ist wenig willkommen, weil das Risiko zu groß ist, neue Fehler zu machen. Punkt um: Werden in diesem Umfeld Erfahrungen gemacht, werden diese als gesetzte Wahrheit wahrgenommen und – auch im späteren Leben – selten bis nicht mehr hinterfragt.
Stimmt das für Sie? Erinnern Sie sich vielleicht? Viele Managerinnen erzählen in unseren Seminaren, dass ziemlich genau das bei ihrer mathematisch-geometrischen Disposition passiert ist. Sie haben gelernt: „Du bist ein Mädchen und Mädchen können keine Mathematik!“ Und sie haben nie hinterfragt, ob das wahr ist. Der Erziehungssatz ist zu einem inneren Glaubenssatz geworden, der scheinbar untrennbar mit der eigenen Person verbunden ist. Mathematik, das können nur die anderen. Ich nicht!
Da Problem ist nun folgendes: Wenn die erwachsene Person nun mit Mathematik in Berührung kommt, dann stellt sich Folgendes sofort ein:
- Ein durch den Glaubenssatz hervorgerufenes ungutes Gefühl
- Die sofortige Selbstbestätigung, der eigenen mathematischen Unfähigkeit
Warum? Weil uns unser Gehirn sofort – im Sinne einer Bewältigungsstrategie des Problems „Mathematik“ – eine ihm bekannte Lösung anbietet. Nämlich die „Ich kann keine Mathe-Lösung!“ Es greift auf eine – sagen wir – Gehirnautobahn zurück. Auf eine Erfahrung, die sich über all die Jahre eingeschliffen hat und immer wieder (selbst-)bestätigt wurde. Das Mittelhirn schüttet zudem bei Auslösung der Selbstbestätigung Botenstoffe aus, die derart stark sind, dass der Mensch – zumindest auf der reaktiven Ebene keine Chance hat, erstmal was anderes zu denken. Dass er denkt „ich weiß ja, dass ich keine Mathematik kann“ wird also im Hirn durch Botenstoffe noch belohnt.
Doppelt schwierig sich neu auszuprobieren, Altes zu prüfen oder gar zu lernen, wie als ehemals motiviertes und neugieriges Kind. Anders herum gesagt, das Gehirn fühlt sich mit dieser für viele Menschen letztlich falschen Bestätigung wohl.
Neue Wege im Gehirn, schaffen neue Wege in der Kariere
Gerald Hüther forscht als Neurobiologe an diesen Phänomenen. Er hat herausgefunden, wie man sein Gehirn veranlasst, neue Wege zu schaffen. Wege, die für die Veränderung eines Musters stehen.
Und dieser Weg entsteht durch: Neue positive Erfahrungen!
Und das ist keine einfache Sache. Denn er spricht von tiefgreifenden positiven Erfahrungen. Erfahrungen, die unter die Haut gehen, die einen jubeln, aufschreien und siegessicher die Arme hochreißen lassen.
Denn dann hat das Gehirn die Möglichkeit eine neue Autobahn anzulegen.
Das ist der Trick! Ein neues Reaktionsmuster zu generieren, das das Hirn abrufen kann und über Botenstoffe dann bestärkt wird.
Ein neuer Umgang mit Problemen über eine neue Prägung des Gehirns. Das ist die Lösung. Nur durch ein neues, starkes Gefühl hat das Gehirn die Chance ein altes Verhaltensmuster zu überlagern.
Lernen Sie Zuversicht!
Sie haben zum Beispiel eine Freundin, die Unordnung nicht ausstehen kann, aber dennoch gleichzeitig unter ihrem Ordnungsfimmel leidet. Wahrscheinlich hat sie schon probiert, dass Geschirr mal stehen zu lassen oder nicht jedes Wochenende gleich zu verplanen.
Solange sie sich das nur vornimmt, wird sie davon nicht loskommen. Was fehlt ist eine neue positive Erfahrung, welche die alte langfristig überlagert. Methoden, wie Belohnung sind nicht langanhaltend und die Gefahr in alte Muster zu verfallen ist sehr groß.
Das Frontalhirn kann also nur neue Verschachtelungen bauen, wenn sich ein sehr starkes positives Gefühl sich einstellt. In dem Falle der Freundin könnte sie versuchen, sich einmal das ganze Wochenende nichts vorzunehmen und wirklich ausschließlich etwas Genussvolles zu tun, mit dem sie sehr positive Erfahrungen macht.
Und wenn sich so etwas wie Freude und Genuss einstellt, könnte sie diesem nachspüren, dem neuen Gefühl noch mehr Bedeutung schenken oder dieses gute Gefühl auch eventuell aufschreiben und somit verstärken.
Neue Verknüpfungen entstehen nur, wenn es wirklich unter die Haut geht. Die Nerven im Mittelhirn schütten dann Botenstoffe aus, die wie Dünger wirken.
Jeder Erfolg wird mit einem guten Gefühl belohnt. Deshalb ist es wichtig, uns regelmäßig in Situationen zu bringen, die uns ein gutes Gefühl verschaffen. Wir müssen uns also was einfallen lassen, was jenseits der Routine des Alltages liegt. Wichtig ist, zu wissen, dass nur der reine Wille uns nicht langfristig dazu bringen kann, von alten Mustern abzulassen. Probieren Sie es aus!
Jeder Erfolg wird mit einem guten Gefühl belohnt.
Das Gehirn merkt sich nicht nur, wenn es in einer Krise ist, sondern auch, wie man aus der Krise herausgekommen ist.
Zudem: Helfen können Personen, die einen liebevollen Umgang mit uns pflegen, uns inspirieren und motivieren. Ein einfaches Mittel, um neue Netzwerke im Gehirn anzulegen ist auch, sich um andere zu kümmern. Das stärkt den Blick auf das Wesentliche und bringt uns in eine klassische Win-to-Win Situation.
Wenn wir uns zurückversetzten und uns an das wunderbare Gefühl erinnern, als Siebenjährige Enten gefüttert zu haben, dann befinden wir uns in einer solchen positiven Situation. Enten sind immer hungrig und deshalb fühlt sich ein Kind wichtig für die Enten.
Wenn wir viele solche Gefühle in unserem Alltag erleben oder sie auch bewusst in diesen einbringen, dann haben wir alles richtig gemacht.
Wir freuen uns auf Fragen, Feedback und Erfahrungsberichte!
Bis dahin, viel Spaß und Erfolg dabei, gemeinsam an die Spitze zu kommen!
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Dr. Martina I. Mronga ist Mikropolitik- und Managementberaterin. Mit ihrer Firma faegipae berät sie seit mehreren Jahren große Unternehmen, Organisationen und Universitäten. Hier unterstützt sie Leserinnen und Leser dabei, sich in einer Organisation zu etablieren, Widerstände zu umgehen und Führungskraft zu werden. Courage und Charme sind dabei wichtige Bestandteile ihrer Arbeit.