In der letzten Woche ging es um Selbstwahrnehmung – und die hängt sehr eng mit der Fremdwahrnehmung zusammen.
Wer sich selbst wahrnimmt hat überhaupt erst die Möglichkeit, sich ein Bild von seiner Fremdwahrnehmung zu verschaffen und diese dann gezielt zu beeinflussen.
In den nächsten 5 Minuten geht es darum, warum das so wichtig ist und wie es genau funktioniert.
Ohne Fremdwahrnehmung der eigenen Fähigkeiten kein Erfolg!
Vielleicht kennen Sie das:
Sie treffen einen – sagen wir alten Schulkameraden wieder und tauschen sich über Ihre aktuellen Tätigkeiten aus. Er erzählt Ihnen, dass er Teamleiter in der Marketing-Abteilung eines großen Konzerns ist und kurz vor dem Aufstieg ins mittlere Management steht.
Sie sind daraufhin beeindruckt und brauchen ein paar Sekunden, um das Bild von dem Schulkameraden, das sich natürlich die letzten Jahre in Ihrem Kopf gehalten hat, auf den neuesten Stand zu bringen.
Aus einem durchschnittlichen, eher unmotivierten Schüler ist also ein erfolgreicher Manager geworden – wow!
Es geht um Informations-Updates
Sie sind dran!
Aber bevor Sie anfangen, ist Ihnen bereits klar, dass auch Ihr ehemaliger Mitschüler, den Sie – wie Ihnen gerade auffällt, seit fast 15 Jahren nicht mehr gesehen haben – vermutlich ebenfalls eine kleine Korrektur vornehmen muss.
Klar, Sie sind ja auch nicht mehr die stille und schüchterne Abiturientin, sondern haben es ebenfalls schon weit gebracht.
Der Punkt ist hier: Wenn Sie niemandem erzählen, welche Aus- und Weiterbildungen, Karriereschritte und Berufspläne Sie durchlaufen, dann weiß es in den meisten Fällen auch niemand!
Die Fremdwahrnehmung von den richtigen Leuten zählt
Jetzt ist es für Ihren beruflichen Aufstieg natürlich relativ irrelevant, was Ihr ehemaliger Mitschüler über Sie weiß – er ist ja weder ein Kollege noch ein Vorgesetzter.
Die Frage ist also:
Wie bekommen Sie es hin, dass die richtigen Leute die richtige Fremdwahrnehmung von Ihnen haben?
Die (vorläufige) Antwort:
Sie müssen sicherstellen, dass die jeweiligen Informationen auch ankommen!
Aber natürlich ist es strategisch nicht immer besonders geschickt, das explizit und im direkten Gespräch zu tun. Wir empfehlen Ihnen stattdessen, 3 Maßnahmen zu nutzen, die an Ideen der Strategieberaterin Dorie Clark angelehnt sind:
1.) Nutzen Sie soziale Medien
Auch wenn es selten zugegeben wird:
Viele informieren sich vorab über Bewerber und Gesprächspartner, in dem sie dessen Profilen in den Sozialen Medien einen prüfenden Blick schenken. Insofern ist es relativ entspannt, sich dort etwas Zeit für ein Profil zu nehmen und dann die Selbstdarstellung passiv geschehen zu lassen.
Vor allem ist dort wichtig, dass wichtige Entwicklungen in Ihrer Karriere dort auffindbar sind. Egal ob Sie bei Xing, LinkedIn und/oder Facebook unterwegs sind:
Betrachten Sie Ihre Profile mal aus der Sicht eines anderen oder bitten Sie Freunde um Feedback – so testen Sie ganz einfach Ihre Fremdwahrnehmung
Wenn Sie noch aktiver werden wollen:
Erstellen Sie sich eine eigene Seite (etwa mit Wundersite) oder einen eigenen Blog (etwa mit WordPress oder Blogger), wo Sie unter anderem über Ihre beruflichen Erkenntnisse und Erfolge schreiben können.
2.) Feiern Sie Erfolge – vor allem die messbaren
Viele Frauen begehen den Fehler, etwa eine Beförderung „nur“ zur Kenntnis zu nehmen.
Egal ob aus Bescheidenheit oder aus Zeitmangel: Damit verschenken Sie viel Potenzial, Ihre Fremdwahrnehmung zu beeinflussen.
Schmeißen Sie also bitte bei der nächsten Beförderung eine ordentlichen Party und laden Sie alle ein, von Ihrem neuen Posten erfahren sollten.
Darüber hinaus wirkt diese Maßnahme auch Wunder für Selbstwertgefühl und Motivation…
3.) Beziehen Sie Ihren Aufstiegspartner mit ein
Was ein Aufstiegspartner ist und wie Sie eine persönliche Allianz aufbauen, darüber haben wir bereits hier geschrieben.
Wichtig ist daher, dass Ihr Aufstiegspartner und eventuell andere wohlgesonnene Kollegen und Vorgesetzte zwei Infos besitzen:
- Welches Ziel haben Sie?
- Wo befinden Sie sich gerade?
- Wie sollen Ihre strategischen Informationen zur Fremdwahrnehmung durch sie kommuniziert werden?
Am besten vermitteln Sie diese drei Punkte in einem vertraulichen Strategie-Gespräch!
4.) Entwickeln Sie einen Elevator Pitch
Bisweilen werden Sie in die Situation kommen, selbst und aktiv über sich berichten zu müssen.
Optimalerweise sind Sie dann darauf vorbereitet und können gezielt die Informationen über Ihren aktuellen Karrierestand und vergangene Entwicklungen einstreuen.
Wie Sie das möglichst geschickt und effektiv hinbekommen, können Sie hier nachlesen.
„Das ist mir alles viel zu strategisch und manipulativ“
Männern fällt ein Vorgehen, wie wir es hier geschildert haben tendenziell leichter. Denn Ihnen werden im Verlauf Ihrer Sozialisation in der Regel bei weitem nicht so stark die Attribute Bescheidenheit und Zurückhaltung vorgelebt.
Als Frau ist es hilfreich, das zu wissen. Und denken Sie auch an das Glass-Cliff-Phänomen:
Weniger wohlgesonnene Vorgesetzte werden Ihnen möglicherweise nicht so weit behilflich sein, dass Sie sich diese Strategie sparen können!
Fazit: Was passiert, wenn Sie es dem Zufall überlassen?
Halten wir bis hierhin fest:
Die relevante Stellgröße bei der Fremdwahrnehmung ist das Stereotyp und dass Frauen sich häufig keine Gedanken machen, welche Informationen beim Gegenüber unbedingt ankommen müssen.
Daher kommunizieren sie häufig nicht, wo sie gerade beruflich stehen, welche Herausforderungen sie schon gemeistert haben und welche Erfolge sie vorweisen können.
Und das ist oft der Grund, warum der Anteil an Frauen kontinuierlich sinkt, je höher die Position im Unternehmen oder in der Organisation.
Man kann da über Ungerechtigkeit schimpfen. Oder der Herausforderung konstruktiv und proaktiv begegnen – denn damit überlassen Sie beruflichen Aufstieg und Anerkennung nicht dem Zufall, sondern verdienen sich ihn!
Viel Spaß dabei, gemeinsam an die Spitze zu kommen.
Ihre Martina I. Mronga
Artikelbild: © Halfpoint- AdobeStock 260357080
Dr. Martina I. Mronga ist Mikropolitik- und Managementberaterin. Mit ihrer Firma faegipae berät sie seit mehreren Jahren große Unternehmen, Organisationen und Universitäten. Hier unterstützt sie Leserinnen und Leser dabei, sich in einer Organisation zu etablieren, Widerstände zu umgehen und Führungskraft zu werden. Courage und Charme sind dabei wichtige Bestandteile ihrer Arbeit.