Deborah Tannen erzählt in Ihrem Essay eine Geschichte über einen männlichen Geschäftsführer eines Konzerns. Er berichtete ihr, dass er bei den vielen Entscheidungen, die er über Tag zu treffen hatte, nach einer einfachen Regel vorging, da er unmöglich alle Details der Vorhaben seiner Mitarbeiter beurteilen konnte. War ein Mitarbeiter überzeugt von seiner Idee, gab er grünes Licht, was er das nicht, lehnte er ab. So einfach. Glauben Sie mir, ich kenne viele Geschäftsführer, die nicht unähnlich agieren über Tag (und in der Nacht ;-), zumindest aber diesem Thema einen sehr hohen Stellenwert einräumen.
Ist Ihre Performance bei Ihren Führungskräften glaubwürdig und voller Überzeugungskraft? Sieht man Ihrer Haltung an, dass sie an Ihre Ideen glauben? Geben Ihre Worte, Ihre Gesten ein kraftvolles und positives Bild über sich wieder?
Oder verheddern Sie sich eher schon man in den perfektionistischen Details ihres monatlichen Statusberichts? Und sprechen und gestikulieren dann schnell? Frauen- so Deborah Tannen – neigen bei Arbeitsberichten zudem noch zur fairen Angabe der gesamten Projektsituation und legen dabei aufgrund ihrer Sozialisation eher noch das Augenmerk auf die Dinge, die verbesserungswürdig sind oder unfertig sind. Gesellt sich hierzu noch der oben beschriebene weibliche Kommunikationsstil, liegt es auf der Hand, dass Managerinnen bei der o.g. Sorte von Geschäftsführer schlechte Karten haben.
Nun: Letztendlich steckt in jedem Arbeitsbericht eine Forderung. Sie brauchen mehr Geld, mehr Zeit für sich oder Ihre Mitarbeiter. Sie benötige Freigaben, Unterstützung oder einfach auch nur mal ein Lob!
FRAU MÜLLER,
WIE LÄUFT DAS
PROJEKT?
Überprüfen Sie sich selber. Hier ist eine kleine Aufgabe: Geben Sie Ihrem Vorgesetzten bitte einen mündlichen Arbeitsbericht. Zeichnen Sie Ihren Bericht auf (Tonband oder Smartphone) und analysieren Sie Ihre Kommunikation. Verwenden Sie Floskeln? Welche Formulierungen sind bedeutend für Sie? Geben Sie ein Teil Ihre Verantwortlichkeit indirekt durch Ihre Sprache wieder ab? Finden Sie bei sich selbst folgende „Klassiker“?
- Hätten Sie kurz Zeit?
- Eventuell …
- Das geht nicht, weil …
- Dazu fehlt…
- Das Problem ist, dass …
- Dazu müssten wir erst …
- Es war vorgesehen, aber…
- Ohne das … geht es nicht!
- Was würden Sie …
MACH DEIN
PROBLEM
NICHT ZU
MEINEM
PROBLEM
Schreiben sie Ihren Arbeitsbericht bitte auf. Waren Sie überzeugend? Zeigen Sie Ihren Bericht mehreren Kollegen und lassen Sie diese Ihren Arbeitsbericht auf einer Skala von eins bis zehn bewerten. Nehmen Sie ihn nun als Vorlage und schreiben ihn neu. Hierbei beachten Sie folgende Punkte:
• Beginnen Sie mit einer persönlichen Geste oder einem Small Talk:
„Sie waren ja gerade im Urlaub? Wie ist es gewesen? …“
- Formulierren Sie positiv und ohne Betonung der Schwachstellen.
- Geben Sie einen positiven Einblick in Ihre Persönlichkeit
„Sie wissen ja, mit Zahlen kann ich gut …“
- Formulieren Sie eine Erfolgsaussicht.
- Schließen Sie immer mit der Abholung einer Befürwortung zu Ihrer Person
oder zu Ihrem Projekt!
Vermeiden: „Wie sollen wir weiter verfahren?“
Besser: „Mit ihrem Einverständnis, verfahren wir wie folgt…“
Und: Präsentieren Sie kurz und knackig. 8-12 pointierte und ruhig gesprochene Sätze sind oft ausreichend. Probieren Sie es aus. Treffen Sie klare Aussagen. Konzentrieren Sie sich auf die
Stärken. Probleme müssen benannt werden, aber reiten Sie nicht darauf herum. Machen Sie Ihr Problem
nicht zum Problem des Entscheiders! Bieten Sie sofort auch die mögliche Lösung an. Es gilt: je
konkreter, desto besser. Damit überzeugen Sie andere von Ihrer Kompetenz und ihrem Projekt. Einen Satz sollten Sie sich unbedingt verinnerlichen: Nicht in Problemen, sondern in Losungen denken!
Horen Sie sich Ihren neuen Bericht an und versetzen Sie sich wieder in die Position Ihres Vorgesetzten oder Entscheiders. Wird er ein wehleidiges Gesicht ziehen, weil er Ihre Probleme losen muss? Oder wird er zufrieden nicken, weil es zwar Probleme gibt, Sie aber alles im Griff haben? Gut.
Waren Sie nun überzeugend? Zeigen Sie Ihren Bericht wieder mehreren Kollegen und lassen Sie diese Ihren Arbeitsbericht erneut auf einer Skala von eins bis zehn bewerten. Und?
Wir freuen uns auf Fragen, Feedback und
Erfahrungsberichte!
Bis dahin, viel Spaß und Erfolg dabei, gemeinsam an die Spitze zu kommen!
Ihre Dr. Martina I. Mronga
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Dr. Martina I. Mronga ist Mikropolitik- und Managementberaterin. Mit ihrer Firma faegipae berät sie seit mehreren Jahren große Unternehmen, Organisationen und Universitäten. Hier unterstützt sie Leserinnen und Leser dabei, sich in einer Organisation zu etablieren, Widerstände zu umgehen und Führungskraft zu werden. Courage und Charme sind dabei wichtige Bestandteile ihrer Arbeit.
1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Sehr treffend! Wieder mal auf den Punkt gebracht. Viele Grüssse Diana Rudolph